Jetzt will der FC Luzern den Kontinent erobern

    Auftakt zu Europa-League-Qualifikation

    Schon in wenigen Tagen duelliert sich der FC Luzern in der Europa-League-Qualifikation mit einem Team aus Italien, mit US Sassuolo Calcio. In den Reihen des FCL stehen zwei Athleten, die direkt oder indirekt mit der Euro 2016 in Frankreich in Verbindung standen.

    (Bilder: Daniel Gerber) Markus Babbel, Trainer FC Luzern

    Erst vor wenigen Monaten war die Lage beim FC Luzern angespannt. Mehrere Matches zum Rückrundenstart gingen verloren, die gute Ausgangslage war verspielt und das Tabellenende drohte grimmig. Trainer Markus Babbel musste die üblichen Fragen beantworten, ob er nach dem nächsten Spieltag noch Coach des Teams sei und Ähnliches.

    Jetzt, wenige Monate später und dem überraschenden Abschneiden auf Rang 3, blickt er gegenüber dieser Zeitung auf die Qualifikationsspiele zur Europa League. Seine Gefühlslage? «Dass wir nicht so viel verkehrt gemacht haben. Im Fussball geschehen viele Dinge sehr schnell, der FC Zürich ist ein gutes Beispiel dafür. Wenn ein Rädchen nicht 100-prozentig greift, kann ein Worst-Case-Szenario eintreffen. Wir haben es geschafft, dass die Rädchen wieder richtig drehen. Nun haben wir einen tollen Gegner vor der Brust und ich freue mich für die Truppe. Wenn es gerade gut läuft, ist es immer einfach, wenn ein extremer Gegenwind bläst, weniger. Ich weiss wie schwierig es sein kann und so freut es mich, dass wir dies als ganzen Verein geschafft haben.»

    Jakob Jantscher, Mittelfeldspieler FC Luzern

    Pluspunkt für Luzern
    Die Luzerner stehen nun der italienischen Mannschaft US Sassuolo Calcio gegenüber. Dieses Team erreichte den sechsten Schlussrang in der Serie A. FC Luzern-Trainer Markus Babbel: «Es wird eine tolle Herausforderung, wir wussten, dass es uns härter treffen kann, mit einer Serie-A-Mannschaft ist es nun so gekommen.» Immerhin hat US Sassuolo Calcio die AC Milan und Lazio Rom hinter sich gelassen. Um weiterzukommen braucht es laut Markus Babbel zwei Top-Spieltage. «Ihr Werdegang ist beeindruckend, vom Abstiegskandidaten haben sie den Sprung ins Mittelfeld geschafft.» Bei diesem Team sei eine grosse Geschlossenheit zu erkennen. «Sie verfügen nicht über namhafte Stars und es gelingt dem Verein, die Abgänge stets zu kompensieren.»

    Dass das Hinspiel, am 28. Juli, daheim ist, sei nicht entscheidend. «Wichtig ist, ein gutes Spiel vorzulegen, um Druck auf den Gegner aufzubauen. In Italien dauert es noch etwas bis die Meisterschaft beginnt. Es ist ein Pluspunkt für uns, dass wir schon im Wettkampf-Modus stehen, es ist ein Unterschied, ob man schon Wettkämpfe bestritten hat oder nicht. Aber dennoch: Da kommt eine Top-Mannschaft auf uns zu.»

    Europa League nach der Euro
    In der Sommerpause standen zwei Luzerner-Spieler bereits im europäischen Fokus. Jakob Jantscher schaffte mit der Österreichischen Fussballnationalmannschaft den Sprung an die Euro 2016 in Paris. Schon über 20 Mal streifte der Luzerner Publikumsliebling das Dress seines Teams über.

    Vor dem Turnier habe eine grosse Euphorie geherrscht, «weil wir die Qualifikation sehr souverän bestritten hatten», so Jantscher zu dieser Zeitung. «Wir hatten kein Spiel verloren.» Aus zehn Spielen resultierten neun Siege und ein Unentschieden. Die beiden grössten Konkurrenten, Russland und Schweden, mussten je zwei Pleiten einstecken. Jantscher und seine Gefährten besiegten Russland zweimal und Schweden einmal, dazu kam ein Remis gegen die Nordländer. An der Euro selbst gehörte Österreich dann zu den acht Teams, die nach der Vorrunde die Heimreise antreten mussten.

    Im Vorfeld hatte Jantscher erklärt, dass man auf unbequeme Gegner treffe. «Portugal zählt wohl auf das stärkste Kader, während Ungarn und Island sehr unangenehm sind. Wir müssen drei Top-Leistungen an den Tag legen. Es ist schwierig, über die Gruppenphase hinauszukommen.» Jantscher sollte recht behalten, sowohl der Europameister Portugal wie auch der Viertelfinalist Island stammten beide aus der Gruppe Österreichs.

    Jahmir Hyka, Mittelfeldspieler FC Luzern

    Ebenfalls seinen EM-Beitrag geleistet hatte Luzerns Offensivmann Jahmir Hyka. Zwar stand er nicht im Kader der Euro-Teams, in der Qualifikation hatte er aber einen wichtigen Teil zur erstmaligen Qualifikation seiner Mannschaft beigetragen.

    «Die albanische Nationalmannschaft hat eine grosse Steigerung durchlaufen. In der Gruppenphase konnten wir gegen grosse Mannschaften antreten und gegen sie punkten.» Namentlich gegen Portugal und Serbien. «Wir haben gezeigt, dass wir gegen die grossen Teams bestehen können», erklärte Jahmir Hyka im Vorfeld gegenüber dieser Zeitung. Dies zeigte seine Mannschaft auch an der Euro, erst in den Schlussminuten musste sich die albanische Elf gegen Frankreich geschlagen geben und gegen Rumänien feierte die Equipe ihren ersten Sieg. Erwartet habe im Vorfeld niemand aus dem Nationalteam, dass die EM-Endrunde erreicht werde. «Inzwischen hat aber jede Mannschaft Hoffnung gewonnen. Im Moment können auch die Kleinen gut mitspielen. Im Fussball ist es mittlerweile so geworden, dass man mit guter Defensive auf die Chancen lauern kann.» Nach dem 1:0-Sieg in Portugal in der Qualifikation habe man grosses Vertrauen gewonnen.

    Nach der EM ist nun vor der WM. «Die Qualifikation für die Weltmeisterschaft dürfte schwieriger werden.» Dies, weil bei der EM 24 europäische Teams starten, an der WM sind es deutlich weniger, nämlich deren 13.
    Jahmir Hyka: «Wir haben einen grossen Schritt gemacht, viele von uns albanischen Spielern sind in guten Ligen», bilanziert Hyka. Torhüter Etrit Berisha spielt beispielsweise bei Lazio Rom, Elseid Hysaj beim SSC Neapel, Captain Lorik Cana beim FC Nantes, Rey Manaj bei Inter Mailand und so weiter. «Das ist mit ein Grund, warum wir mittlerweile auf einem hohen Level spielen.» Durch das Engagement bei grossen Clubs, ist auch das Nationalteam eine grosse Mannschaft geworden.

    Auch wenn Hyka nicht im Aufgebot gestanden war – etwas kann ihm niemand nehmen: Er war Teil der Mannschaft, die sich für die EM qualifiziert haben.

    Daniel Gerber

    Vorheriger ArtikelMit Lexus im legendären Dracula-Club
    Nächster ArtikelFast 100’000 Besucher in Luzern