Die Eigenverantwortung durch den Patienten selbst

    Medizinisches Nähkästchen:
    Eine Weihnachtsgeschichte

    (Bild: zVg) Dr. med. Voja Lazic, Präsident VABP, Vorstandsmitglied SBV/ASMI

    Geschätzte Leserinnen und Leser

    Es ist Weihnachten, überall glitzert es. Tannenbäume sind geschmückt und die Kinder drücken ihre Näschen an die wunderbar dekorierten Schaufenster und entfliegen in ihre Traumwelt.

    In der Zeit, in der die Ärzte als Kostentreiber und Profiteure des Gesundheitswesens hingestellt werden, möchte auch ich Ihnen eine Weihnachtsgeschichte erzählen.

    Wie bei all meinen Ausführungen hat sich diese Geschichte tatsächlich zugetragen.

    Vor vielen Jahren kam eine junge Frau kurz vor Weihnachten zu mir. Ruhig, unscheinbar, angenehm freundlich, jedoch äusserst zurückhaltend, fast verschüchtert. Sie musste operiert werden und selbstverständlich hatte sie Angst. Die Operation erfolgte in Lokalanästhesie und um den Leuten die Angst zu nehmen, lassen wir im Hintergrund Musik laufen. Gleichzeitig hilft es auch, mit dem Patienten zu reden. Über Alltägliches, über die Ferien, Kinder, worüber auch immer. Dies lenkt die Leute ab und sie fühlen sich geborgener.

    Also habe ich mit der erwähnten Patientin die verschiedensten Themen an-gesprochen, konnte aber nie ganz richtig zu ihr durchdringen. Erst als Gotthard  im Radio kam, öffnete sie sich. Es sei die Musik, die sie so liebe und die sie glücklich mache. Und sie begann zu erzählen über die Schicksalsschläge, die sie in jüngster Vergangen erlitten hatte und  wie sie plötzlich mutterseelenalleine da stand. Ereignisse, die man niemandem wünschen möchte. Sie erzählte und er-zählte und ich wurde stiller und stiller. Ich versuchte, sie ein wenig zu zerstreuen und fragte sie, ob sie denn nicht an das Konzert von Gotthard gehen würde, welches kurz darauf in unserer Region statt-fand. Oh wie gerne wäre sie hingegangen aber sie könne es sich einfach nicht

    leisten. Sie war so zart und schutzlos und ertrug tapfer ihr Schicksal. Dies hat mich extrem berührt und sehr traurig gemacht.

    Sobald die Patientin die Praxis verlassen hatte, gab ich meiner Sekretärin den Auf-trag, Tickets für das Konzert zu besorgen. Aber es gab keine mehr. Da ich einen guten Draht zu Musikern habe und weiss wie diese denken, habe ich meine Sekretärin angewiesen, direkt beim Management von Gotthard anzurufen und zu schildern, worum es geht. Es war zu der Zeit, als Steve Lee noch lebte. Auch liess ich ausrichten, dass wir selbstverständlich die Kosten tragen werden.  Kurz darauf meldete sich die Managerin zurück: Zwei VIP Eintrittskarten würden auf die Patientin an der Kasse warten und sie könne sie dort abholen.  Auf unsere Frage, wieviel das nun kosten würde, hiess es: Nichts! Das ist das Weihnachtsgeschenk von Gotthard!

    Ich erinnere mich noch an die Augen der Patientin, als wir ihr den Gutschein in die Hand drückten.

    Im Gegensatz zur Darstellung der Ärzte als geldgierige, skrupellose Monster, die sich am hilflosen, ausgelieferten und nach Möglichkeit zusatzversicherten Patienten bereichern wollen, sehe ich in meinem Umfeld viele Kollegen, die auf die eine oder die andere Weise genau dasselbe, wie ich es oben erzählt habe, tun. Ich bin da absolut keine Ausnahme! Solch schöne Momente helfen uns, die ständigen Angriffe und zum Teil haltlosen Anschuldigungen und Unterstellungen seitens der Medien, Kassen, Politikern und Juristen etwas lockerer zu nehmen.

    Ich wünsche Ihnen frohe Festtage und gute Gesundheit und lade Sie ein, das gegenseitige Vertrauen zwischen Arzt und Patient zu leben.

    Dr. med. Voja Lazic
    Präsident VABP
    Vorstandsmitglied SBV/ASMI

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